Schlagwort: Theo Breuer

Überschwemmt, die Lust am Taumel (6/7)

66 · Mehr als · 1 Buch lag vor mir aufgeschlagen als reihte ich Bücher an einander Friederike Mayröcker Weit mehr als 22 Bücher, nämlich, liegen aufgeschlagen – Blaue Er­leuch­tun­gen · Das besessene Alter · Das Herzzerreißende der Dinge ·…

Überschwemmt, die Lust am Taumel (4/5)

44 · every window in every house Habe gerade die Sprache erfunden rasende Sprache Friederike Mayröcker Weiter in diese ineinanderrankenden Gedankenmammutbäume klet­ternd, möchte saphirene Texte schrei­ben tat­sächliches Blau, in delta­mäandern­de Bewusstseinsströme eintauchend, in den Fin­ger­spitzen kribbelt Buchstabenwelt – als »souveräne…

Überschwemmt, die Lust am Taumel (2/3)

22 · heute morgen das Gestrüpp im Blumentopf Ich bin in meinem Schreiben nur auf der Suche nach konkreten Dingen. Friederike Mayröcker Und einer schreibt: »Mayröckers Hummel am Morgen lasse ich gern dahinsurren«, ein andrer: »Ich muß mehr lesen«, ein…

EIN BUCH · Aus dem fröhlichen Wohnzimmer in Wien

1 Ich beginne EIN BUCH zu lesen, in dem Fritz Widhalm, der gemeinsam mit Ilse Kilic in Wien im fröhlichen Wohnzimmer l(i)ebende cremeschnitteversessene, edierende, filmdrehende, gitarrespielende, kaffeetrinkende, (hör-)bücherschreibende, spazierende, Bücher und Wohnzimmer, die Zeitschrift für unbrauchbare Texte verlegende, videokünstlerische, zeichnende,…

MATRIX 28 ∙ Atmendes Alphabet für Friederike Mayröcker

Gegen das Vergessen 2005 erscheint die erste Ausgabe der Literaturzeitschrift Matrix, die der Pop Verlag Ludwigsburg seitdem viermal im Jahr herausbringt. Gegen das Vergessen und das Vergessen des Vergessens lautet das Motto jener ersten Matrix, das man naturgemäß auch als…

Die Nacht ∙ die Atmosphären ∙ die Texte

  Von Wörtern, die glücklich oder traurig machen können Die Nacht hat aufgehört zu kichern. Sie schläft in ihren Stiefeln. Und ein verdatterter Mond schaut zu. Welch ein Bild! Ich finde es 2009 in Dietmar Daths Roman Sämmtliche Gedichte. Auf…

In Gerhard Jaschkes Weltbude oder Das geniale Rennpferd

 Üre Nachts bei Vollmond / kannst du es mitunter hören / in den hohen Bibliotheken / dieses leise Knarren und Quietschen / wenn einer die Welt / aus den Angeln hebt und die Tür / nicht wieder zukriegt, lautet ein…

Freibord · Alles Klar Natürlich

Freibord Gerhard Jaschke ist die Eminenz der vor Lebendigkeit nur so wimmelnden Wiener Literaturszene, ein charismatischer Klassiker, dessen Werk zu quirlig ist, um Staub anzusetzen. Die vor wenigen Tagen gelesenen Gedichte in Alles Klar Natürlich stellen eine gelungene Text-Sammlung dieses…

FIXPOETRY.Verlag · Hamburg • Der Trilogie 3. Teil

schlitzlicht das / auf die wortkante fällt Susanne Eules   Mnemosyne Aus den Tiefen der Erinnerung steigt, unvermittelt, hell und klar und wunderbar, ein Kinder­spiel auf, das wir zumeist auf dem Vorhof der alten Schmiede in Bürvenich spielten: »Mutter, wie…

Ich will mich nicht metaphorisieren lassen • »Nach dem Gedicht / ist vor dem Gedicht«

Ein Gespräch mit Theo Breuer Theo Breuer (»Das Wort ist ein Sauhund!«), den Insider wie Michael Gratz oder A. J. Weigoni seit einem lakonisch kommentierten Verschreibfehler nur noch The Breuer nennen, spricht mit mir über Lyrik und Hinter­land, Drei-Punkte-Programme fürs…

Poesie und Preise • Der Trilogie 2. Teil

Alles · Offen … die Preise machen weiter … Rolf Dieter Brinkmann Während ich Brigitte Struzyks originelles, vor vitalen Versen strotzendes Lyrikbuch alles offen las, kamen mir erste, via Mail, Skype oder Telefon geäußerte, Mutmaßungen, wer denn den anste­henden Peter-Huchel-Preis…

Simple

  Aus → Theo Breuer, Das gewonnene Alphabet, 121 Seiten, Broschur, Pop Verlag, Ludwigsburg 2012. Weiterführend  → B∙U∙C∙H∙S∙T∙A∙B∙E∙E∙T Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises.

Johannes CS Frank • Remembrances of Copper Cream / Erinnerungen an Kupfercreme • Der Trilogie 1. Teil

This cannot be happening · Erinnerungen an Kupfercreme Es krankt ein Großteil der Schreiberei heutzutage daran, daß ohne reale Grundlage losgearbeitet wird, daß die Autoren in ihrem Zimmer vor dem leeren Blatt sitzen und aus dem eigenen Kopf heraus arbeiten…

Literaturzeitschrift • Revisited • POET • Das Dutzend ist voll

  Chronisch Seit 1987 hat der Postbote etliche hundert artige und artenreiche ∙ belanglose und bombastische ∙ coole und chaotische ∙ dicke und dünne ∙ elegante und eklektizistische ∙ fade und frische ∙ gleiche und gegensätzliche ∙ hermetische und hermeneutische…

Die Edition Rugerup präsentiert: Die schönste Lyrik der Welt

Auch dieses Jahr stellt die von uns sehr geschätzte Edition Rugerup (siehe auch den Essay von Theo Breuer) neue Bücher, Dichter, Schriftsteller und Übersetzer in der  Galerie KUB vor. Als da wären: Aus Norwegen reist Øyvind Rimbereid an, der mit seinem Übersetzer,…

Das eine Buch • Verlorene Schlacht?

Unerhört Ich lese Martin von Arndts Roman Oktoberplatz. Ich bin sehr, sehr begeistert. Die in Weißrußland (und ein wenig in Ungarn) spielende Geschichte fesselt mich dermaßen, daß ich lese, bis ich die Augen endgültig nicht mehr aufhalten kann. Eine unruhig-ruhige…

Hübsch • Revisited

Lebenszeichen Über ein Lebenszeichen von Dir würde ich mich freuen, lese ich in Hadayatullahs letztem handgeschriebenen Brief, den ich am 21. September 2010 erhalte, worauf ich mich umgehend mit ihm in Verbindung setze, um mich für das in jenen Tagen…

Akkupunkturnadeln. Vom Summen im Bienenstock der Edition Rugerup

Enthusiastisch · Empfindsam · Engagiert Mit dem Gedichtbuch Die weißen Körper der Engel schließe ich die Lektüre der ersten fünf Bücher der Edition Rugerup ab, die ich mir auf drin­gende Empfehlung von Stefan Mon­hardt besorge. Und welch ein Glück, den…

The Breuer, eine Verneigung

  Mit dem Essay Von Buch zu Buch · Lesezeiten 2011“ legt Theo Breuer ein Lesetagebuch vor. Er beschreibt die deutssprachige Literatur gleichsam aus der Warte des Phänomenologen: mit distanzierter Nähe, mit anteilnehmender Beobachtung. Seine Essays sind immer Verführungen zur…

Textleben · Lebenstext. Kein Erklärungsversuch

Eine – Gedanken verbindende – Annäherung an Michael Lentz Wer wird nicht einen Klopstock loben?Doch wird ihn jeder lesen? – Nein!Wir wollen weniger erhobenund fleißiger gelesen sein. Gotthold Ephraim Lessing Sie verstehen Ihre Welt ringsum nicht? Lesen Sie Oskar Pastior.…

Ulysses · Revisited

Dublin in Bloomtime Diese wilden Gesichter über dem still liegenden Fluß. Nun verschwindet die Meute mit dem geklauten Hut. Dümpelnd zum Meer bewegen sich grüne Flaschen hin. Nachts mit gelb gewordenen Photos kommt die Zeit mit Bloom. Jürgen Becker No…

In der Nußschale

Kollektor Frucht um Frucht erntete der Herbst kletterte in den Baum und legte sich dort ruhig zum Trocknen hin um dann gemeinsam mit den toten Früchten abzufallen Gellu Naum Ich esse für mein Leben gern Nüsse. Zum Glück trägt der…

Wunderbar

Kleine Geschichte um Almuts Gedichte Die beiden Männer, die aus dem Dickicht hervorgekommen sind, nach kurzer Zeit sind sie im Dickicht wieder verschwunden.Jürgen Becker · Schnee in den Ardennen Ich schreibe das Wörtchen ›wunderbar‹, das sogar klingen läßt, was ›eigentlich‹…

Das Licht ist mein Thema, nicht der Himmel oder: Ilya Kabakov und das Licht auf meiner Posttour

Für Theo Breuer zum Geburtstag Himmel himmel – ein widriges wort, sagst Du in einem Gedicht, und ich habe meine ›Versuche über den Himmel‹ erstmal aufgegeben, als ich merke, dass das Licht, das aus ihm dieser Tage hervorbricht, viel interessanter…

Im Jahrbuch – und nicht im Jahrbuch

  Die rasante Entwicklung der Lyrik im deutschen Sprachraum, die gegen Ende der 1980er Jahre gleichsam mit quietschenden Reifen durchstartet, zu neuen Ufern – ins Offene – aufbricht (Kling, Grünbein, Papenfuß, Waterhouse preschen voran) läßt sich beim Vergleich der 28 Jahrbücher…

Notizen zu Friederike Mayröckers Werk nach 2000

ihre dichtung hat eine meinen hals ausrenkende höhe erreicht, die so sehr weiter zu steigern ihre absicht ist, daß sie das alter von 150 zu erreichen proklamiert hat. Ernst Jandl 1 Zurück vom rundweg ›himmlischen‹ Gang durch weißen, schweigenden Wald…

fragiles fragment

sentenz vom gedicht im deutschen sprachraum nach 2000 The poem is a machine made out of words William Carlos Williams Mais Degas, ce n’est pas avec des idées qu’on fait des vers, c’est avec des motsStéphane Mallarmé No verse is…

Zuhausesein

  Ich habe die von Peter Ettl engagiert betreute Reihe schnell schätzen gelernt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, habe ich diese sympathisch gestalteten Broschüren als Lyrikbände erlebt, die einen guten Einblick in die deutschsprachige Lyrikproduktion nach 2000 abseits der im Fokus…

still he is turning: one two three

  one: hamburger guck – ein rundling ohne namen(boskoop berlepsch bittenfelder) wenn er fällt: bewegungsmelderinszeniert bloß kleine dramen grünhalm knickt hör boden bebenkerbtier nagt die dralle beute schaf kingfisher [hund] katze heutemorgen möglich dichter leben two: unter bäumen hughes gold-peppinggeflammter…

countdown

  sonett in dem es nicht regnetsonett aus dem es nicht schneitsonett in dem niemand begegnetder swonnigen wirklichkeit sonett ohne blick in die fernesonett taublind ohne licht(verse – verfaßte euch gerneals gutegeistergedicht) sonett ohne beben und schwebenkein kanariengrüner reflexnein –…

leute

  halten auch in dürenheute und in letzten tagenmorsche türen leere fenster sehr geschlossennoch wird · nicht einmal ·mit pfeffer · geschossen jedenfalls nicht hierdraußen im revier bei schneefall treiben wirzwischen eggen forken walzenliegt ein hase mit der nase fett…

Lyrikgetwitter

  In unmittelbarer Folge lese ich innerhalb weniger Tage im September in einem weiteren Anfall berauschten Wahnsinns die frisch ins Haus gefallenen Sammelbände Versnetze_drei (die bislang abge­run­detste, frischeste, voll­mundigste unter den Versnetze-Antho­logien, über die Sie hier mehr er­fahren: Versnetze über…

blindgänger

  schwarz umnebelt schleich ich blindfürchte stündliches versagenalle fragen laute klagenscheugeschlagnes menschenkind dessen augen gläsern schießenbettelt böse bittermandelnzwingt mich – öde – zum verhandelnschleimhaut launisch bellt – verdrießen faust zuckt herrisch in der taschekind + ich verdrücken unskalte wälder splitterflasche…

aus meinem mittelgebirgischen dorf

  ich bin in meine natur geborenmittendrin im treffpunkt der windees herrschte heiterkeit im garten:trotz meiner blumen den bösen ich bin mein spätes winterglückpflück magritten zerbeiße mein lied in meinen träumen der nachtist mein – – – mein echo von…

brinkmann, blick

(poème trouvé) das fenster des treppenhausesdas letzte (das obersteeines schmalen schachts im haus gegenüber)in dem ich manchmallicht brennen sehe das ein eisernes treppengeländeraus einem schwärzlichgrauendunkel heraushebt ein karges bildohne andere bedeutung alsso von dir gesehen zu werden     *…

örtlich schauern / nacht im kreuz

  vor lauter regen überm see tagsüber vielgeschwiegen nachts dann knarren fieser schuhe auf den stiegenbat verlangend holz um ruhe las in fremdländischen bettenglaubte kaum man wäre noch zu retten klaubte augen aufgerissenversteckte wörter in den wänden wollte es doch…

wortlos

  zwei wörter irren unbegrenzterweile (lassen zwanglos unflektiert sich treiben wollen nichts als sich am andren wort bloß reiben) zwecklos durch die krüppelige zeile   ursprünglich ist es – unverfälschtes schnuppern berühren blicken ballen schweifen das eine kriegt (natürlich) einen…

Unlust am Leben, Angst vor’m Tod

Mit „The Walking Dead“ ist das Trash-Genre Zombies seriell geworden. Die Frage ist, kann man daraus gute Literatur machen? Die Antwort lautet ja. Und zwar A.J. Weigoni, der in seinen neuen Erzählungen „Zombies“ zeigt, dass es keinen Virus oder Totenkult braucht, um aus uns allen Zombies zu machen.

Jessica Dahlke

Zsolnay Verlag

IM RATTERN DES ZUGS Wird nichts aus dem Leben mehr ranken,noch ein Jahr, noch zweie, noch x?Schwarze Schwäne meiner Gedankengleiten weichselwärts nach dem Styx… Alexander Lernet-Holenia „Lesen ist ebenso nützlich wie reizend. Wenn ich lese, bin ich ein harmloser, stiller,…

Zwischenbemerkungen • Mensch der leisen Töne

Walter Helmut Fritz zum 80. Geburtstag am 26. August 2009 Im Gedicht finde ich eine Mög­lich­keit zu atmen; wach zu blei­ben; ein Dach über den Kopf zu be­kommen; […] in Au­gen­blicken der Mut­losig­keit nicht zu ver­gessen, daß etwas vor einem…

Alkyon

  Den Verlag Alkyon lernte ich 1998 mit Matthias Kehles lakonischen Gedichten aus Vorübergehende Nähe (1996; 2005 bei Rimbaud in überarbeiteter Fassung neu aufgelegt) kennen. Aber erst in den Jahren nach 2000 kam ich dazu, mich intensiver mit dem interessanten…

C.H. Beck

Im Delta der Lyrikverlage Wenn in diesem bekannten Verlag auch nur spärlich Lyrik erscheint, ist C.H. Beck eine Institution, die nur schwer aus dem Lyrikbetrieb wegzudenken ist, erschien hier doch von 1995 bis 2004 das Jahrbuch der Lyrik. Christoph Buchwald…

du! (ruchu dur spruchu ust dus guducht)

  In seinen jüngsten Essays hat sich Theo Breuer mehrfach skeptisch über die Lyrik­produktion jüngerer Auto­rinnen und Autoren geäußert. Es mangele an Bänden, die unter die Haut gehen, im Kopf bleiben und auch im Bauch über die Lektüre hinaus nachwirken,…

Corvinus Presse

  Liljana Dirjans von Sabine Fahl übertragener Lyrikband Schwere Seide (2000) war bei Erscheinen der einzige zeitgenössische mazedonische Lyrikband in deutscher Übersetzung: ein Glück, daß wir ihn haben. Schwere Seide ist ein in jeder Beziehung schönes Buch. Ich kann es…

Wortnetze und Versnetze

  Wortnetze II heißt die 1990 erschienene, Hans Bender und Rolf Dieter Brinkmann gewidmete Anthologie, die die erste Anthologie ist, in der Lyrik von mir erschien: Auf Seite 111 stehen die beiden Gedichte, gleichsam poten­zierte Schnaps­zahl, der Frohsinn konnte also…

Blütenpapierprosa

  „Ein Schriftsteller, nach meinem Geschmack, muß ein Fremder sein“, hat der alte George Tabori vor seinem Tod gesagt. In diesem Sinn funkeln die Helden in Francisca Ricinski Buch Zug ohne Räder wie Splitter eines Spiegels vom schreibenden Ich. Ihre…

Ein Intermezzo. Kreuz und Quer

Ein Spötter, ein Dichter, ein Literat – Streu ich der Worte verfängliche Saat. Hugo Ball, Intermezzo Gesammelte Gedichte. Zürich 1963   Kennen Sie Gedichte von Michael Arenz, dem Heraus­geber der volu­minösen Bochumer Litera­tur­zeitschrift »Der Mongole wartet«, in deren 18. Ausgabe…

Amerikanische Lyrik im Christian Lux Verlag

  Seit vielen Jahren gehören die Romane von John Updike zu meinem sich aus vielen guten Zufällen ergebenden Leseprogramm: In the Beauty of the Lilies, Terrorist, die Rabbit-Romane oder Toward the End of Time mögen exemplarisch andeuten, welche Freuden Updike…

Die Wörter, die Wörter Beim Lesen im Zug ohne Räder

  Seit 1984 in dem 545 Meter hoch gelegenen Dorf Sistig inmitten des hüglig-waldigen Nationalparks Eifel am Rande der deutsch-belgischen Grenze lebend, frage ich mich auch heute (einsamer nie als im … Dezember 2008) – so, wie ich immer schon…

Dielmann Verlag

  Hinter den lyrischen Hügeln des Taunus höre ich Huchel, Bobrowski, Kirsten, aber auch Brambach, Kühn oder Sayer flüstern, wenn ich die – stilistisch vollkommen eigenständigen – einfache und rätselhafte Bilder, erdige und himmlische Gefühle evozierenden Verse von Olaf Velte…

Kiesel & Kastanie

  Die Welt der Literatur ist in den Jahren nach 2000 nur noch schwer zugänglich. Wohin sich die interes­sier­ten Leserinnen und Leser auch wenden: Bü­cher, Bü­cher und nochmals Bücher. Wöchentlich drängen Autoren mit neuen Titeln nach. Verlage und Zeitschriften schießen…

Auf dem Teppich bleiben

  18. September. Diesen aus Gedanken-, Gesprächs- und Mail­splittern hervor­gegan­genen kurzen Aufsatz werde ich erst einmal ein paar Tage gut abhängen. Vielleicht habe ich ihn nur für mich geschrieben und werde ihn gar nicht veröffent­lichen? Ich bin mir im Augen­blick…

Versnetze # 1 erscheint

Versnetze ist der Titel einer seit 2008 jährlich von Axel Kutsch edierten Anthologie für zeitgenössische Gedichte im deutschen Sprachraum. Mit dem einzigen Lyrik und Prosa umfassenden Sammelband Die frühen 80er, der – wie die nachfolgenden Anthologien bis 1993 – in…

wortlos

zwei wörter irren unbegrenzterweile (lassen zwanglos unflektiert sich treibenwollen nichts als sich am andren wort bloß reiben)zwecklos durch die krüppelige zeile ursprünglich ist es – unverfälschtes schnuppernberühren blicken ballen schweifendas eine kriegt (natürlich) einen steifenfängt dicht zu drängen an zu…

Urs Engeler Editor

  Er lese Von herbstlicher Stille umgeben wird ein Stück gespielt (2003) von Peter Waterhouse wie ein Gedicht, betont Urs Engeler während unseres Telefongesprächs, bei dem ich mich ein wenig in einen Verleger hineinzuhorchen versuche, dessen reizvolles Programm mich seit…

Texte sind Räume

  „Hier war ich“: Ein selbst gebasteltes Lesezeichen, das mir mein acht Jahre junger Sohn Timo zu Weih­nachten schenkte, steckt zwischen den Seiten von „Zug ohne Räder“, dem Buch mit lyrischer Prosa von Francisca Ricinski. Die Worte „Hier war ich“,…

MaroVerlag

Das Gedicht ist der einsame Favorit auf derZielgeraden. Daran führt nichts vorbei.Er wird das Rennen machen.CHARLES BUKOWSKI 1974 machte Benno Käsmayr („Ich betrachte das Verlegen von Gedichten noch nicht als Eintrittskarte zur Nervenheilanstalt“) mit der ersten deutschen Veröffentlichung der von…

Nagel & Kimche

  Auf diesen Zürcher Verlag wurde ich erstmals durch Beat Brechbühls vom absägen der berge (2001) aufmerksam: ein vorzüglicher Gedichtband mit spritzigen Gedichten, die zeigen, daß der seit Jahrzehnten Lyrik schreibende und fördernde Beat Brechbühl nichts von seiner ursprünglichen Lebendigkeit verloren…

edition fundamental

  Ich mache mir beim Lesen von Gedichten gern bewußt, [Antje Paehler schreibt in einem vielseitigen Brief: „Oft klopfe ich ein entstehendes Gedicht darauf ab, ob allen fünf Sinnen etwas geboten wird.“ Worauf Sie sich beispielsweise in Rolf Perschs witzig-rasantem…

Neues Literaturkontor

poesie dreht diekulissen der gewohnheithundertachtzig grad lauten die Wörter in einem holzschnittartigen Bildgedicht von Claus Bremer (1924-1996), [Claus Bremer gilt mit Eugen Gomringer als Begründer der konkreten Poesie.] das ich in seinem posthum erschienenen Buch wir sind andere (orte-Verlag, CH…

Mein Rolf Dieter Brinkmann ist eine Fiktion

− Panik auf den Rolltreppen im August. −   Diese Offenheit, diesen unverstellten Blick, unverstellt von Ideologie, Gedankenmustern, Absichten, Zielen, Pflichten, Moral usw. kann ich mir hier nicht denken, sie ist nicht da, dieses winzige Stückchen mehr an Freiheit. Statt dessen herrscht…

Pendragon

  Der Dichter weiß und kündet jene Wahrheit, die wesentlicher, genauer und konzentrierter ist als das, was eine zugleich skeptische und leichtgläubige Menge meist als Wahrheit bezeichnet. Der Dichter kann gar nicht anders als die Wahrheit sprechen. Er ist ihr…

Atelier Verlag

  Auf die Frage, für wen er schreibe, antwortete Jean Cocteau: „Für die, die auf derselben Wellenlänge sind wie ich.“ Sind Sie – beispielsweise – auf einer Wellenlänge mit Dieter P. Meier Lenz (Mitherausgeber von die horen) oder Pierre Garnier…

Resistenz

  „Andere drucken Bücher, ich verlege Autoren!“, behauptet Verleger Dietmar Ehrenreich kühn im Begleitschreiben der Büchersendung, die mich vor einigen Tagen erreicht. Davon abgesehen, daß ich ihm diesen Aphorismus, den Siegfried Unseld übrigens ganz ähnlich formuliert hat, durchaus abnehme, beklage…

Jung und Jung

  Als junger, im November 2000 gegründeter Verlag arrivierte Dichter wie Alfred Kolleritsch oder Peter Waterhouse zum Auftakt präsentieren zu können, das zeugt von weitreichenden Verbindungen eines Verlegers. Beide Autoren gehören mit ihren lyrischen und poetologischen bzw. editorischen Erzeugnissen zu…

Verlag Ulrich Keicher

PLÖTZLICHES ERWACHEN In schlechter WohngegendEin feines Geräusch ist inder WeltWie das Stridulierenverschütteter Ameisen Aus: Hannelies Taschau: Lässt Jupiter sich berühren (2002) Als ich während eines Gesprächs erwähnte, Rainer Brambach sei ja just in dem Jahr abgetreten (er fiel tatsächlich tot…

Kiesel & Kastanie

Theo Breuer kenne ich seit vielen Jahren. Er ist Lehrerkollege. Aber viel wichtiger: Er ist Lyriker und Essayist und ganz besonders Herausgeber zeitgenössischer Autoren. In seinem neuesten Buch, Kiesel & Kastanie, stellt Theo Breuer Lyriker und Prosaschriftsteller der letzten Jahre…

Jutta Legueil Verlag

  Einige Jahre lang war ich der irrigen Meinung, Atelier Verlag und Verlag im Wald seien die einzigen Verlage im deutschen Sprachraum, die sich intensiv um die Verbreitung französischsprachiger Lyrik im deutschsprachigen Raum bemühen. Weit gefehlt. In Stuttgart führt Jutta…

Lyrikedition 2000

  Die Lyrikedition 2000 ist ein Demand Verlag der Buch & medi@ GmbH, München. Dieser Verlag publiziert ausschließlich Books on Demand in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Buchgrossisten Libri. Die Bücher werden elektronisch gespeichert und auf Bestellung gedruckt, deshalb sind sie…

Mainzer Reihe

  In der Mainzer Reihe der Akademie der Wissenschaften und der Literatur sind bis 2005 gut hundert Titel – darunter zahlreiche lyrische Einzeltitel oder Sammelbände – (in verschiedenen Verlagen) erschienen. Seit 2004 erscheint die Reihe im Wallstein Verlag (Göttingen). Mit…

Verlag Peter Engstler

  Der Verlag Peter Engstler gehört zu den Obelisken des jenseits des Mainstreams sein Unwesen treibenden literarischen Untergrunds. Hier erscheint die Literaturzeitschrift Der Sanitäter, und in regelmäßigen Abständen bringt Peter Engstler Lyrikbände verschiedenster Schreibtemperamente heraus, denen ihr leidenschaftliches Interesse an…

Eremiten-Presse

Den Wind hassenWie ich den Wind haßte,diese Gewalt von nichts über etwas!ARNOLD STADLER „Ich will drucken, was die großen Verlage nicht riskieren können oder wollen. Ich suche keine Bestseller, sondern junge Talente, das Abseitige, das Experiment und auch das inhaltlich…

orte-Verlag

EIN BILD Dieses Insekt: Im Flug stehendStichelnd Gegen verwitterten Fels – dasNamenlose. Wie leid Einem da (angesichts dessen)Die Wörter tun. In Lauter letzte Worte, dem 1980 von Karl Corino bei Suhrkamp herausgegebenen Gedichtband von Dieter Leisegang (1942-1973) lese ich dieses…

Hoffmann & Campe

  Das lyrische Programm des altehrwürdigen Hamburger Verlags Hoffmann & Campe verbinde ich mit einem der wohlklingendsten Namen in der deutschsprachigen Lyrikwelt seit 1956 (dem Erscheinungsjahr des ersten Gedichtbandes Achtsam sein): Walter Helmut Fritz. Ich bin der spektakulär unspektakulären Poesie…

Horlemann Verlag

  Als das Schreiben von Gedichten zur Dichtkunst wurde, sind ihm auch die Zähne gezogen worden. […] Keine Bedrohung der bestehenden Ordnung mehr, kein Werkzeug und keine Waffe. Wir müssen, nolens volens, dem südafrikanischen Dichter Breyten Breytenbach zustimmen, der den…

Isele

  Im oberrheinischen Eggingen geht Klaus Isele seiner Arbeit als Verleger und Herausgeber des nach ihm benannten Literaturverlags Isele nach, den ich über die Jahre anhand verschiedener Einzeltitel über den grünen Lyrikklee gelobt habe. Nun, nachdem ich nach 2000 eine…

Ithaka Verlag

  Es gibt nicht viele Bücher aus dem 1995 von Sergiu Stefanescu in Stuttgart gegründeten Ithaka Verlag, aber allein der von Boris Kerenski und dem Verleger gemeinsam herausgegebene 400 Seiten starke Reader Kaltland Beat (1999) ist von solcher Einmaligkeit –…

Rimbaud Verlag

  Als Christoph Leisten mir verrät, daß er einen Titel beim Aachener Rimbaud Verlag gelandet hat, beglückwünsche ich ihn von ganzem Herzen: Rimbaud ist ein Verlag mit einem erlesenen Lyrikprogramm. Christoph Leistens in diesem licht (2003) ist aber auch ein…

Sassafras Verlag

  In erster Linie Autorinnen und Autoren vom Niederrhein verlegt der Krefelder Sassafras Verlag, der – z.T. illustrierte – Lyrikbücher im Format 21 x 11,5 cm herausbringt. [In diesem Abschnitt verzichte ich einmal bewußt auf die Angabe der Erscheinungsjahre, die…

Barbara Staudacher

  Verborgen im Ländle – im kleinen Horb-Rexingen – hat der Verlag Barbara Staudacher seine Heimat gefunden. Ein Hinweis Walle Sayers auf Faltblatt veranlaßte die Verlegerin, mir ein selten schönes Büchlein zu senden, mit dem sie mir große Freude bereitete:…

Steidl

  Seit die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Luchterhand beendet wurde, erscheint das Gesamtwerk unseres Größten bei Steidl in Göttingen, einem Verlag, der auch in buchkünstlerischer Hinsicht Akzente setzt. Ich habe Günter Grass seit meiner Jugend verehrt. Daran hat sich bis heute…

Straelener Manuskripte

  Unter den gut 3000 Lyrikbüchern, die ich im Laufe der Jahre gelesen und gesammelt habe, befindet sich bis zum 19. Juli 2005 nicht ein Buch aus dem Programm des kleinen Verlags Straelener Manuskripte. Ich gehe von mindestens 400 Editionen,…

Aufzeichnungen nach 2000 (4)

Sie wiederholen sich: Tage ohne Briefe. * * * »Widmen Sie nicht zuviel«, sagte Gottfried Benn in seinem Ton­fall, als ihm 1950 der junge Lyriker Wolfgang Bächler seinen ers­ten Ge­dichtband Die Zisterne überreicht hatte. Jedoch nicht Bäch­ler, ich habe später…

Edition Thaleia

  Im saarländischen St. Ingbert ist die kleine Gruppe von Menschen ansässig, die vor einigen Jahren die Edition Thaleia gründete, in der in regelmäßigen Abständen eine Reihe von Lyrikbänden pro Jahr erscheint. Man ist keineswegs auf regionale Autoren beschränkt, wie…

text+kritik

„Das Gedicht ist ein Einzelgänger. Man begegnet ihm nur, wenn man selber einsame Wege geht.“ So lautet eine von Rainer Malkowskis dreizehn lyrischen Aussagen, die ich in Akzente 1/2001 finde. In der literarischen Zeitschriftenreihe text+kritik, seit vielen Jahren von Heinz…

Uschtrin

  Keine Zeit bedarf so sehr des Dichters wie jene, die ihn entbehren zu können glaubt. Jean Paul Glaubt unsere Zeit, die Dichter entbehren zu können? Lesenswerte lyrische Stimmen unterschiedlichster Art gibt es jedenfalls reichlich. Und Leser? Jemand, der im Netzwerk der…

Wallstein Verlag

  Wallstein zeigt seine poetischen Muskeln. Spätestens seit der Übernahme der Betreuung der Mainzer Reihe gehört der Verlag zu den Säulen im Luftschloß der Lyrik. In bester Aufmachung erscheinen hier Gedichtbücher, die Akzente setzen. So wird beispielsweise Yvan Golls Gesamtwerk…