Schlagwort: Ulrich Bergmann

Biermanns Dialektik

  Wolf Biermann sagt das Wahre immer so entsetzlich schief, dass es dadurch wieder falsch wird, Biermanns Dialektik ist schizophrene ungehobelte Scholastik.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte…

Tragische Ironie

  Nichts lässt mich jetzt, im vierten Akt meines Lebens, mehr erstaunen als der Prozess, in dem (meine) Ideen Wirklichkeit werden: die retardierenden Momente …       Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher…

Solidarität ist lebensnotwendig

  Meine Sorge ist nur, dass immer der Körper den Geist verrät, weil er stärker ist, es sei denn der Höchstkapitalismus ist Geist, aber das will ich nicht glauben. Oder alles Geistige ist nur eine andere Form des Körpers, das befürchte…

Narzisstische Fallen

  Das Sonett hat zerebrale Gefahren, öffnet narzisstische Fallen, ist also eine Art didaktisches Extremum.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren…

Die Schwere des Leids ist kein verlässlicher Maßstab

  Es gibt keinen bedeutenden Dichter, der nicht sehr genau das Leben betrachtet und gefühlt hätte. Die Schwere des Leids ist kein verlässlicher Maßstab. Wissen vom Leben haben setzt Anteilnahme auch am Schicksal anderer voraus.     *** Weiterführend →…

Nach den Korrekturen

Elegie vor den endlichen Ferien   Wohlan, es ist vollbracht! Vorbei die schöne Zeit. Dass sie so schnell verging, erscheint mir wie Betrug: Die vielen Jahre waren ja nur ein Funkenflug. Kollegen meinen neidisch: Sei froh, du bist befreit!  …

Warum belüge ich meine Leser?

  Ein guter Lehrer gibt sich dümmer, als er ist, damit seine Schüler denken können, sie seien gescheiter als er. Das Geheimnis meiner Lehre aber besteht darin, so lange dümmer zu scheinen als ich wirklich bin, bis meine Schüler glauben…

Wahrhaftigkeit

  Lyrik, die formalen Bindungen ausweicht, ist deswegen nicht wahrhaftiger. Wahrhaftigkeit kann sich auch in formaler Bindung behaupten und erzeugen lassen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte…

Eskapismus – Verwandlung der Welt

  Eskapismus in die Hermetik der Kunst ist eine Flucht nach vorn – auf der Suche nach der verlorenen Sprache will der Künstler die Welt begreifen… Ein Lyriker kann nur so schreiben, wie er verfasst ist. Wenn seine Situation sich…

eje winter, ein Porträt

  Die Bonner Dichterin eje winter arbeitet an einem literarischen Werk, das alle wesentlichen Gattungen umfasst: Lyrik – Prosa, darunter Erzählungen, Reflexionen, Miniaturen, poetische Briefe – Hörspiel/Drama – Roman (Arbeitstitel: „Kaspar“ ist im Entstehen). Viele Texte publiziert sie in der…

Lebensbeobachtung

  Ein Künstler erschafft ein Werk, das anderen, oft intentionslos, etwas mitteilt und gibt, indem der Rezipient das Werk benutzt, um sich selbst etwas mitzuteilen und zu geben: Der Künstler vermittelt (s)einen Erkenntnisfortschritt (seine Lebensbeobachtung etc.), so dass der Rezipient…

Neue Geniezeit

  Nicht so leicht heute in der neuen Geniezeit aufzutauchen und nicht gleich wieder unterzugehen. Wer heute etwas sein will, muss schon als Legende anfangen, und die Legende muss sich bei näherer Betrachtung als rostfreier Stahl erweisen. Aber so war das…

Rätsel im Alphabet · Revisited

  Ich habe das Buch bis 3 Uhr in der Nacht zu Ende gelesen – mit großer Spannung auf die Abfolge der Gedanken und Briefe und Freude an den poetischen Formulierungen – vor allem im Anfangsmotto und in der Schlussformel.…

Lesekanon und Literatur um 2009

  Die deutsche Literatur ist tot. Totgefördert, totgescriptet, totgequatscht, totproduziert, totunterrichtet, totgelehrt, totkritisiert, totgeschrieben, totbetreut, sie hat sich totgefeiert, totgelacht, totgegrübelt, und sie ist total unerotisch.     *** Twitterature. The World’s Greatest Books Retold Through Twitter von Alexander Aciman…

Hypochondrische Aphorismen 10

  Veni vidi scripsi.         Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher skeptisch aus. Dennoch stellt er KUNO seine hypochondrischen Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.…

Hypochondrische Aphorismen 9

  Les auteurs sont condamnés à êtres libres – wir sind dazu verdammt uns freizuschreiben.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung.…

Die Syntax der Sprache

  Die Syntax der Sprache wird weitgehend ersetzt durch eine Grammatik für Augen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein…

Twitteratur, die Denkgenauigkeit der Spätmoderne

Mit der Schneckenpost setzte sich der Briefroman durch. Mit dem Photokopierer konnte jeder Nonkonformist zum Verleger werden. Mit dem Microbloggingdienst kam die 140-Zeichen-Twitteratur. Literarisch befasst sich KUNO seit 1989 mit der Unerforschlichkeit des Subjekts, mit der Abgründigkeit des Ichs, mit…

Preis des Forums Literatur Ludwigsburg

Gute Kunst macht einen sensibler, schlechte stumpft einen ab. Daniel Richter Die Verweisungszeichen zur Poesie haben Peter Valentin so zugesagt, daß er ihn – wie auch die beiden anderen Essays, in seiner Literaturzeitschrift Eremitage veröffentlicht hat. Wir leben, wenn man…

Hypochondrische Aphorismen 8

  Immer bin ich Leser und Schreiber meiner selbst: Wir gehen zusammen trotz unserer Absprache unweigerlich in die Irre, wo wir uns schweigend verstehen. Was aber geschieht, wenn ich die Textart ändere?     *** Weiterführend → Das erste Fazit…

Konkrete Poesie

  Da geht der Strich auf den Strich.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die neue…

Der Saum des Erreichbaren

  „Weiße Pünktchen“ heißt das Nachwort, das A.S. schrieb. Ellipse also. Das, was nicht gesagt werden muss, was die Gedichte in schwarzen Buchstaben sagen. Es ist eine kleine Poetologie. Darin sagt er nicht nur, dass er die Gedichte diesmal nicht…

Hypochondrische Aphorismen 7

  Schreiben ist eigentlich literatives Fliegenwollen: In dem Moment nämlich, wo die Wörter kaum sichtbar gänzlich abheben.   *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur…

Visuelle Poesie

  Hier gelingt die schnelle Interpretation der Polyvalenz aus der Instant-Packung, da hat Pierre Garnier die Pop Art endlich in die Text-Sphäre reingezogen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus.…

Experimentierexperiment

  Der handwerkliche Akzent in der Literatur darf nicht zu scharf sein, so sehr heute Handwerkliches zu fehlen scheint. Handwerkliches Können wandelt sich außerdem. Heute sind es nicht Silben, Metrum, Reime. Die gegenteilige Wichserei im extrem langweiligen Experimentierexperiment ist auch nicht…

Hypochondrische Aphorismen 6

  Der Schreibende ist immer Jäger und Gejagter zugleich, und so sehr er sich auch bemüht, schreibt er hoffnungslos hinter sich her wie einer, der seinen Schatten überspringen will.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann…

Eine Allianz mit der Seelen-Sprache der Leidenden

  Iris Radischs Kritik in der Zeit vom 20.8.2009 ist nicht nur polemisch, sondern vernichtend. Sie hält die Sprache Herta Müllers für ungeeignet, das Lagergrauen zu beschreiben („Harfen­klänge und Engelsgesänge im Secondhand-Betrieb“), und wirft ihr vor: „Jeder Versuch einer poetischen…

Ein neuer Sozialismus

  Ein neuer Sozialismus, der das Grundgesetz ändern will, weil muss, ist andererseits erforderlich… Aber ich misstraue der Revolution, weil der Mensch so was nicht konsequent durchhält…Wir Deutschen sind für die Weltveränderung völlig ungeeignet. Ich will weder eine Bewegung à…

Hypochondrische Aphorismen 5

  Schreiben heißt, das Nichts zu einer Insel zu machen.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über…

Rückbesinnung auf Handwerkliches

  Es bleibt auch abzuwarten, ob Rückbesinnung auf Handwerkliches den Kunstbegriff und das Kunstgefühl erweitern hilft, oder ob es Haltsuche bedeutet in haltloser Zeit.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch…

Hypochondrische Aphorismen 3

  Nachdenken ist bei genauer Betrachtung die Fortsetzung des Schreibens mit anderen Mitteln.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information…

Renaissance formal traditionell geprägter Lyrik?

  Es bleibt abzuwarten, ob eine Renaissance formal traditionell geprägter Lyrik wirklich präsent ist und Bestand haben kann. Vielleicht ja, weil fortgesetztes Jandln, Dadaisieren, Prosaisieren und Konkreteln längst in Sackgassen führte.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich…

Hypochondrische Aphorismen 2

  Vielleicht ist ja Schreiben so etwas wie das Gebet der Finger.       *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information…

Hypochondrische Aphorismen 1

  J’écris, donc je suis.         Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher skeptisch aus. Dennoch stellt er KUNO seine hypochondrischen Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die neue Literaturgattung…

Diogenes und Alexander

                                         Granada 5.4.2009   Ich steh in der Abendsonne meines Lebens, sagt Arthur, aber ich spüre kaum ihre Strahlen unter meiner Haut. Mir wird’s immer warm, sage ich, wenn die Sonne scheint. Ja du, sagt Arthur, du frierst nie,…

ad gloriam tvvitteraturae!

  Twitter: Textfolgen und Text-Dialoge in einer elektronisch-kommunikativen Situation unter mehr oder (meist) weniger Bekannten. In der relativen Anonymität gedeihen, falls nicht moderiert wird, rigide und allzu beliebige Äußerungen. Die Schnelligkeit der Reaktionen mögen im Falle politischer und gesellschaftlicher Aktionen…

Twitteratur

Zum Welttag der Poesie präsentiert KUNO eine neue Form für ein Erzählen in Zeiten flüchtiger Kommunikation. Am 21. März 2006 verschickte Jack Dorsey den erste „Tweet“ mit dem Inhalt „just setting up my twttr.“. Drei Jahre später erscheint die Textsammlung:…

Blind Date

  Das Ende, dachte ich. Das Ende. Vielleicht beginnt es auf einem Parkplatz: Ich frage meine Freundin, wer sitzt in den Autos dort hinten? Geh hin und sieh nach, sagt sie. Ich laufe in die Ecke zu den Autos und…

Apocalypso

Vorbemerkung der Redaktion: Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf KUNO ist diese Reihe wieder aufgelebt. Wir nutzen den Jahresrückblick auf KUNO um HEL in einem Briefwechsel mit Ulrich Bergmann näher vorzustellen. HEL Ich…

Laudatio für Holger Benkel

  Der Dichter Holger Benkel, der 1959 in Schönebeck an der Elbe geboren wurde, dort in der Lessingstraße wohnt und ganz von seiner Arbeit als Schriftsteller und Lesender lebt, ist ein Gewächs auf dem Seelenboden der Magdeburger Börde. Das führt…

Koma 2008

Tagebuch für Uli Blendinger (2.8.1946 – 28.11.2008) Donnerstag, 24.7., etwa 15 Uhr Zusammenbruch zweihundert Meter vor deiner Wohnung in der Riemenschneiderstraße. Passanten finden dich, rufen den Krankenwagen, du kommst in die Intensivstation des Petrus-Krankenhauses im Bonner Talweg. Herzinfarkt. Du liegst…

Die Macht des Todes

Ludwig Tieck, Der Runenberg Christians Entwicklung scheint in seiner Wanderung zwischen Berg und Tal ein Bild zu sein für einen dialektisch sich vollziehenden Individuationsprozess, den er zunächst mit Erfolg besteht. Im Tal findet er das bürgerliche Leben mit Tätigkeit, finanziellem…

Ein moralisches Fundament

  Dichtung darf nicht zu direkt sein. Sie soll ein moralisches Fundament haben, aber auf diesem Fundament muss etwas stehen, das nicht die Verlängerung des Fundaments bis zum Dach ist.     Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann…

Neptuns Tintenfass

  Die Sonette bestechen durch die Freiheit, die sie sich formal nehmen, und doch sind sie zugleich streng, was das sprachliche Gleichmaß jenseits metrischer Silbengenauigkeit angeht. Und das ist das Wichtigste. Die Verse, die Worte, die Sätze, sie fließen, und ich…

Fallen

  Ich suche nicht nach absoluter Wahrheit, mich reizt die wissenschaftliche Neugier nicht. schon gar nicht die der Naturwissenschaften. obwohl wir denen viel Gutes verdanken. Ich nehme hin, wie es ist: Dass die Aufklärung, wie Voltaire oder Lessing sie dachten,…

Schöne Aussichten

Poem in drei Akten, fünf Bildern und einem Prolog Der Titel ist nur vordergründig ironisch. Es geht in Wirklichkeit um den Sinn unseres Lebens. Unsere Aussichten sind gering, wenn wir so weitermachen wie bisher – wir sehen nicht viel, wir…

Die große Fluktuation

Der Bonner Bücherschrank in der Poppelsdorfer Allee Zwischen Schloss und Schloss erstreckt sich in der alten Bundeshauptstadt der Kaiserplatz und die breite Doppelallee, die nach Poppelsdorf führt. In der Residenz des aus Köln vertriebenen Kurfürsten mitten in der Stadt befindet…

Höchstkapitalismus

  Meine Sorge ist nur, dass immer der Körper den Geist verrät, weil er stärker ist, es sei denn der Höchstkapitalismus ist Geist, aber das will ich nicht glauben. Oder alles Geistige ist nur eine andere Form des Körpers, das…

Zeitmitte:

  Ich bin noch in der goldenen Aue zwischen zwei Gebirgen, die Aue kommt mir sehr breit vor, ich durchquere sie diagonal, einem zweiten Gipfelmeer entgegen.       Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht…

Metaphysisch hingerotzte Gedanken

    Mir gefällt das Kommunikative, die Musik des Rap und der Fluss der metaphysisch hingerotzten Gedanken, jedenfalls dann, wenn sie nicht vollkommen verlogen sind.       Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher…

In der Oper

  In der Nacht – der Morgen graute vielleicht schon, ich hatte lange gelesen, ohne müde zu werden – träumte ich, wie schon so oft, dass ich mich in einem palastartigen Gebäude befinde, erst allein, ich verlasse mein Zimmer, es…

Der Bonner Bücherkarren

  Vom barocken Poppelsdorfer Schloss führt die breite Allee vorbei an den wilhelminischen Häusern – in der Mitte die breite und fast einen Kilometer lange Wiese, sie war in der Zeit, als Bonn noch Hauptstadt war, Ort großer Demonstrationen, links…

Zweikörpertheorie

  Der Lyriker Holger Benkel lebt in Schönebeck bei Magdeburg, studierte 1987-1991 am Literaturinstitut Leipzig und veröffentlichte im Magdeburger Verlag „Blaue Äpfel“ 1995 Gedichte („Kindheit und Kadaver“) und Prosa („Reise im Flug“, Traumnotate). 1996 erhielt er den Georg-Kaiser-Preis des Landes…

An meine Kritiker

  Meine Kritiker, die mich leicht finden, haben keine Ahnung, wieviel Fleiß ich in meine Faulheit investiere, um leicht zu sein.     Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher skeptisch aus. Dennoch stellt er…

Kiesel & Kastanie

Theo Breuer kenne ich seit vielen Jahren. Er ist Lehrerkollege. Aber viel wichtiger: Er ist Lyriker und Essayist und ganz besonders Herausgeber zeitgenössischer Autoren. In seinem neuesten Buch, Kiesel & Kastanie, stellt Theo Breuer Lyriker und Prosaschriftsteller der letzten Jahre…

Messapparatur

  Das Quantensystem reflektiert sich nun selbst, es würfelt sich selbst und wird umgekehrte Messapparatur, es existiert also durch sich selbst, es ist sich selbst transzendent, könnte man sagen, und solche Absurdität von Autopoiesis ironisiere ich.       Weiterführend…

Käfig

  Wir sind gar nicht im Käfig, sondern umgekehrt!       Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht eher skeptisch aus. Dennoch stellt er KUNO seine hypochondrischen Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über…

Transzendenz by doing

    Manchmal denke ich, unser Denken hat doch recht viel zu tun mit der Quantenmechanik. Wir kombinieren alle Möglichkeiten der sprachlichen Elemente – in einem logischen Grobrahmen, wo Freiheit Zufall ist oder Zufall Freiheit, und die Rückkoppelung (Reflexion) eine…

Diamantenschaum

Zu Karin Maiers Lyrik: „übadacht“ – Boarische Gedichte (2007) Karin Maiers Gedichte erinnern mich an die logische Schärfe Erich Frieds, sind aber bildreicher. Die bayerische Lyrikerin denkt vom Dialekt her punktgenau und kommt so zu einer Prägnanz des Logischen, die…

Legende

    Nicht so leicht heute in der neuen Geniezeit aufzutauchen und nicht gleich wieder unter-zugehen. Wer heute etwas sein will, muss schon als Legende anfangen, und die Legende muss sich bei näherer Betrachtung als rostfreier Stahl erweisen. Aber so…

Multiples Erzählen

Wohin gehen wir? Immer nach Hause. Novalis, Heinrich von Ofterdingen Dominic Angelochs „Roman in vier Erzählungen“, Der blinde Passagier, ist die Diagnose eines Persönlichkeitszerfalls in einer Welt, in der wir weder uns selbst noch jemand anderen noch ein Zuhause finden.…

Über die Wahrheit des Erzählens

  Dass der Erzähler lügt, sich und den Leser betrügt, bewusst und unbewusst, ist dem Historiker nicht fremd – eine historische (darstellende = erzählende) Quelle, verrät sich in ihrer ideologischen Verbiegung genauso wie eine Erzählung in der Selbstrechtfertigung einer Erzählerbiografie,…

Hedonismus

    Hedonismus-Krampf, führen dazu, dass die Programme viel besser sind als ihre Inhalte, dass oft das Programm schon der ganze Inhalt ist, also kein Inhalt.       Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur sieht…

Kleine Wende

  Früher war die Zeit weit und der Raum eng, sagt Arthur, heute ist es umgekehrt. Das ändert auch die Irrtümer und Illusionen. Also gehen die Irrtümer jetzt weiter, sage ich, und die Illusionen werden enger. Nein, sagt Arthur, da…

Die Balance der Literatur

  Ja. Ja und nein. Das Wesentliche … das für dich Wesentliche suchen und finden. Von mir aus – aber nur, wenn sich so ein Ich nicht zu wichtig nimmt oder nicht zu weise wird wie Hesse etwa. Deine Ungeduld,…

Gesamtkunstwerk-Streben

  Was die Mixtur der Künste angeht, so ist jedes Gesamtkunstwerk-Streben und jedes Teilkunstwerk-Experiment in Ordnung. Aber ich befürchte, so mancher allzu platte Teil und die alles rettende und fliehende Ironie, dieser ganze nach innen umgestülpte.       Weiterführend…

Tina

(dpa) Ein Arzt in Pankow wurde gestern von einem Schwurgericht zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der Mann hatte dem neunjährigen Sohn einen Nagel in den Handrücken geschlagen. Die Mutter, die regelmäßig dabei zusah, wie ihr Ehemann die sechzehnjährige Tochter vergewaltigte,…

Versehen

  Die weit aufgeknöpfte Bluse einer jungen Frau, die während eines Motorradrennens ihren üppigen Körper zur Schau stellte, um auf dem Höhepunkt der Spannung und der Gefahr eines solchen Rennens die Aufmerksamkeit eines vom Rausch der Technik ergriffenen Mannes zu…

Miniaturen I-III

Abstrakte Sprache ist Leistung der Kultur, konkrete Sprache des Erlebens. Herr Nipp Die Miniatur bezeichnet als Gattung in der Literatur ganz allgemein einen sehr kurzen Text, und wird – undifferenziert und je nach thematischem Zusammenhang – als Synonym für Begriffe…

Striptease

  Die Masten schwankten, als der schwere Wind gegen die Zeltwände stürmte. Die Zuschauer auf den kreisrunden Rängen starrten in das riesige Maul eines Hais. Die Zähne schimmerten weiß und rot im Blinklicht. Die Arena war schwarz. Im Herzen des…

Eisgestöber

  Als der Bierkrug noch 45 Kopeken kostete, ging Rudnikow an den heißen Sommerabenden ins SHIGULI am Leninskij Prospekt und aß dort Wobla zum Bier, oder er ging tagsüber ins METELITZA, näher zum Kreml hin, wo er sich zum Kaffee…

Den Tod überlisten

  Rudnikow bedeutet wörtlich Erzbergwerker, abgeleitet von russisch=Erzgrube, Grube, Bergwerk, rudâ=Erz und schelésnaja rudâ=Eisenerz. Die tschechische Stadt Zelesna ruda heißt deutsch Eisenstein. Rudâ assoziiert rot, tschechisch rudý=rot, blutrot, rudka=Rötel, rudoch=Indianer, polnisch rudy=rothaarig. Gornorabotschi, gornjak und schachtjor sind die russischen Worte…

Blagomir der Knecht

  Rudnikow, Erzähler unzeitgemäßer Geschichten, erinnerte immer wieder an die nicht einmal so alte Sage von Blagomir dem Knecht, der sich gegen seinen Herrn erhob. Die Bauern steinigten ihn auf dem Dorfplatz vor den Augen aller Dorfbewohner, die sich auf…

Canale Cinque

Eine Maske ist keine Garantie, nur ein Versprechen.   Giorgia stockte der Atem. Sie saß vor dem Monitor und schaute sich die Aufzeichnungen der Konkurrenz an. Elena stand am Fenster und fummelte an ihrer halboffenen Bluse herum. Sie spielte mit…

beruhigt der fiktive tod im leben?

Grandios – im Großen wie im Detail, brachialer Existenzialismus im Gewand einer hochästhetischen Sprache. Wie immer man es nennt, es ist Gefühl, pur, Macht, vollkommene Hingabe, Gewalt eher nicht. Ich mag die Freiheit zu sehr, um ihr Schranken zu setzen…

Anmerkungen zu den Kritischen Körpern

Schläuchmaschin basiert auf Tatsachen, die mir Schüler meiner 10C erzählten. Nur der Schluss ist erfunden, soll aber gelesen werden als Bild für die selbstzerstörerische Tendenz beim Suchen nach sich selbst, Saufpotenz mangels Gelegenheit an Realisierung sexueller und geistiger Potenz zum…

Wanderer wie wir

  Rudnikow, Wanderer zwischen Tod und Tod, liebte Deutschland, wo die russischen Krähen überwintern, aber er war nie dort, er liebte die Tiefe, er liebte alles Rätselhafte, das ihm vertraut wurde und das er begriff ohne zu verstehen. Als der…

Höchste Lust

  Rudnikow, der Seelenwanderer, nahm den weiten Weg nach Moskau auf sich, um endlich die Oper zu hören, die den Westen als Abendland definiert: Tristan. Auf einer Bühne unaufführbar, dachte Rudnikow, als der Zug Moskau erreichte und im Kasaner Bahnhof…

Pronominale Neurosen

  Das Fundament ist gelegt. Ich muss funktionieren. Der materielle Modus meiner Existenz  widerlegt mein kontraproduktives Sträuben gegen den Wahnsinn der Sozietät. Ich lese französische Philosophie, um drei Formen von Freiheit zu begreifen und verifiziere gerade die komplizierteste durch praktisches…

Die verlorenen Fragen

  Am Rand meiner Hingabe an die Welt und selbst dann, wenn ich mich liebe, vergesse ich mich, antwortete Rudnikow einer unersättlichen Hetäre in Baku, als er sie bezahlte. Weil es mich nur gibt, wenn ich mich denke, ist meine…

Die Macht der Gewohnheit

  Die Partei, die in der Stadt herrschte, wohnte im Palast der öffentlichen Liebe. Rudnikow ging eines Abends den Weg, den jeder gehen muss, wenn er vor sich und der Welt bestehen wollte. Zum Tor in der Mitte des Palastes…

Massendiskurs

  Es ist nicht jedem gegeben, sein Innerstes an die Oberfläche aufsteigen zu lassen, ohne Scheu und ohne Furcht vor dem Zerrissenwerden oder der Antwort: Was für ein schwacher Text! Aber es geht gar nicht anders. Ich glaube, es ist…

Ach

  Ich denke oft, wir leben alle gar nicht wirklich, wir sind nicht richtig in der Welt, weil wir heute anders sind als gestern, denke ich, und morgen schon wieder anders als heute. Gestern ist eben gestern, und heute heute.…

Wolfszeit

  Terres … ist hart und grenzgängerisch, aber das ist die Eiszeit (oder, ins Heute gedreht: die Wolfszeit) auch. Im Angesicht des Neoliberalismus wird man als Schamane nur eine extreme Position beziehen können, alles andere geht wahrscheinlich unter im Brei.…

Vielleicht eine Fabel

  „Im Zeughaus in Berlin wird seit dem Fall der Mauer eine über drei Meter hohe Lenin-Statue gezeigt, die stand zuletzt in Eisleben. Die Geschichte dieser Statue ist so denkwürdig wie skurril.“ Rudnikow dachte, wahrscheinlich müssen alle denkwürdigen Geschichten skurril…

Das Auge der Welt

  Tods knochenharte Hand ließ Kautsky wieder los, als er in den Armen der Zauberin lag. Tod sah in ihr eine Kollegin, weil sie eine Betäuberin des Lebens war, die das Sein in einen anderen Aggregatzustand verwandelte. Sie trieb Kautsky…

#Fallen

  Ich sehe in die tiefen Abgründe meiner Seele, an deren Rand ich stehe. Ich falle, wenn ich im Schwindel oben und unten verwechsle, immer wieder auf mich selbst herein.       Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich…

Frage und Antwort

  Kautsky, dem die geschürzten Lippen der schönen Frau auf der anderen Seite des Ganges den Kopf verdrehten, hatte keine Augen für den Schrecken des kühlen Gestirns, obwohl der schwarze Himmel sein Licht durch das Fenster, an dem er saß,…

Über der Mohngrenze

  Die Sonne drehte sich langsam. Kautsky überlegte im Kreislauf der Gestirne. Als er das Tagebuch der schönen Schottin las, bekam er Angst. Ich lese diese tote Schrift. Das Herz will mir platzen. Was ist geschehen? Träume ich wirklich? Ich…