Schlagwort: Wolfgang Schlott

Trost in der niemandsländischen Sprachheimat

  Der aus dem Iran stammende Schriftsteller, Lyriker und Literaturwissenschaftler, seit 1983 in Deutschland lebend, entwickelt in seinen Erzählungen und Gedichten den spezifische Blickwinkel eines Ausländers, der bei der Begegnung mit anderen Heimatvertriebenen wie auch mit Deutschen den geduldigen und…

Artenbedrohte Tiere

  Der seit 1838 mitten in Amsterdam existierende königliche Tierpark Artis ist mit über 7000 Tieren ein beliebter Ausflugsort für In- und Ausländer geworden. In dem vorliegenden Roman handelt es sich um den Amsterdamer Privatzoo Artis, der sich dringend finanziell…

Fremde Kulturräume beschreiben

  In den Überschriften der rund fünfzig Essays, die der 1968 im masurischen Bartoszyce geborene und seit 1985 im niedersächsischen Verden lebende Artur Becker in verschiedenen überregionalen Zeitungen veröffentlicht hat, taucht der Begriff ‚Kosmopolen‘ nur einmal auf: „Das Fahrtenbuch eines…

Wolkenbündel

  Gedichte / im gras / am himmel / unter der sonne & im schnee, so lautet der Untertitel der Publikation, die nicht nur beim Betrachten des Einbandes eine Fülle von Assoziationen auslöst, sondern auch durch die Gestaltung der Zahl…

Meisterwerke der post-avantgardistischen Erzählkunst

Nach 9/11 gab es die erwähnte Superheldenrenaissance. Außerdem kamen plötzlich aber auch die Zombies wieder angekrochen, diese Allegorie für die Angst vor der Masse. Die erlebten ihre erste Blütezeit in den Sechzigerjahren, als der weiße Mann plötzlich Angst vor der…

Band 8 der Kaukasischen Bibliothek

  Wer einen ersten Blick auf den Band 8 der Kaukasischen Bibliothek des Herausgebers Uli Rothfuss wirft, den überrascht das schräg  platzierte Foto auf der Umschlagseite: Schota Tschantladse und seine Freunde Guran Dotschanaschwili und Ansor Asatiani. Es sind Namen, die…

Unterdrückte Nachrichten

Die frühe DDR war ein Archipel der Angst. Ein politisches Schweigesystem, das sich zwangsläufig in ein literarisches Schweigen hinein verlängerte. (S. 71) Die intensiven Recherchen und die zahlreichen Publikationen zur systematischen Unterdrückung literarischer Zeugnisse in der Frühphase der DDR und…

Die Musik und das Unaussprechliche

  Wer dieses grafisch elegant gestaltete Bändchen über einen der großartigsten und bekanntesten Außenseiter der europäischen Musikgeschichte mit den beiden Essays des französischen Philosophen und Publizisten Vladimir Jankélévitch zur Hand nimmt, der sollte seine Lektüre mit dem Nachwort des Musikjournalisten…

Handwerkliche Anleitungen zur Überwindung von Schreibblockaden

Schreiben – Meißeln – Fräsen –Hämmern – Löten –Löschen Was, Sie schreiben nicht mehr? Es genügt ihnen die Mattscheibe? Sie tauschen einfach nur Bilder aus? Recht so! Doch wenn Sie wieder schreiben, empfehle ich Ihnen folgende Arbeitsweise: Schieben Sie die…

Böhmische Nachkriegsgeschichte

  Hinter dem lapidaren Titel des autobiographisch verbürgten Berichts des tschechischen Schriftstellers und Bürgerrechtlers František Šedivý (Jg. 1927) verbirgt sich eines der schrecklichsten Kapitel der böhmischen Nachkriegsgeschichte: die Produktion von Uranerz für die nach 1945 in der Sowjetunion einsetzende Herstellung…

Entscheidung in Aleppo

Walter Rößler war nicht zum Helden geboren. Doch als die Not der Zeit an ihn herantrat, verschloss er sich nicht. Er tat das ihm Mögliche und war auf eine erstaunliche Weise integer. Das wertende Urteil des Biografen Kai Seyffarth über…

Der Völkermord an den Armeniern

 In der Türkei werden die Geschehnisse von 1915–1917 als Ermeni soykırımı iddiaları („Behauptungen über den Völkermord an den Armeniern“) oder als sözde Ermeni soykırımı („Angeblicher Völkermord an den Armeniern“) bezeichnet. Mit dem Erlass № 2007/18 des Ministerpräsidialamts der Türkei ist…

Die Tyrannophilie der Intellektuellen

  Manche philosophischen Abhandlungen gewinnen erst viele Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung eine durchschlagende Überzeugungskraft, vor allem wenn sie in ihrer deutschsprachigen Version, rund 14 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung 2001, den Untertitel ‚Die Tyrannophilie der Intellektuellen‘ tragen. Mark Lilla, Professor für…

Hinterlassenschaft

  Tagebücher hat der 1891 in Kiew geborene und seit Anfang der 1920er Jahre in Moskau lebende Michail Afanassjewitsch Bulgakow (1891-1940), Autor des legendären Romans „Der Meister und Margarita“, nur bis zum 13. Dezember 1925 geschrieben. Im Mai 1926 wurde…

Jenseits des Urals

Erst hinter dem Jenissei wird die Natur originell, großartig und überwältigend. Anton Tschechow Wer sind die echten Sibirjaken? Für die Autorin, eine ausgewiesene Kennerin Sibiriens („Transsibirische Eisenbahn“ Berlin 2002; „Meine sibirische Fleckendecke“, Düsseldorf 2004), leben sie an der Unteren Tunguska,…

Erinnerung an lackierte Fotos

  Wer Bilder mit Texten überschreibt, sie mit grafischen Signalen und malerischen wie auch Collage-Feldern versieht, wer bereits im Titel des vorliegenden Gedichtbandes signalisiert, dass seine „Tage Ost – West“ gleitend ineinander fließen, der geht mit seinen poetischen Visionen nicht…

Literarischer Widerstand gegen die Umstände

  Der in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Sächsischen Landesbeauftragten für Stasiunterlagen unter der Federführung des polnischen Germanisten Ernest Kuczynski entstandene Sammelband zeichnet sich durch ein besonderes Engagement für den am 9. Mai 1999 im Alter von 48 Jahren…

Neue kulinarische Streifzüge

  Auf dem Buchumschlag sind vier weltweit bekannte russische Schriftsteller im Umkreis der Dichterin Marina Zwetajewa hinter einer reich gedeckten Tafel abgebildet: Nikolaj Gogol, Joseph  Brodsky, Anton Tschechow und Lew Tolstoj. Ihre Blicke aber richten sich nicht auf das vor…

Köstliche Miniaturen

 „… die Dinge sind (.) das, was sie scheinen – und hinter ihnen. ist nichts“ Jean Paul Sartre Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen, sagt Markt Twain auf der Seite 6. Und spätestens hier, bevor die…

Enzyklopädie der Toten

  Der 1935 in Subotica an der jugoslawisch-ungarischen Grenze als Sohn einer serbisch-orthodoxen Montenegrinerin und eines ungarischen Juden geborene Danilo Kiš, 1989 in Paris als renommierter Dichter, Essayist und Schriftsteller verstorben, übernimmt in der europäischen Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts in…

Poetologische Positionsbestimmung

 Das Gedicht war eine ungeheure Erfindung. Das ganze Menschheitswissen wurde in gebundener Sprache überliefert.  Ernst Pöppels Kurze Vorrede, mit der freundlichen Bitte um etwas Geduld: Mein Gehirn ähnelt einem Muskel, es bleibt nur fit, wenn ich es beständig trainiere. Wichtig…

Ein Anti-Held der amerikanischen Gegenwartsgesellschaft

Sooft die Trompete erklingt, wiehert es »Hui!« und wittert den Kampf von ferne, das Rufen der Fürsten und Kriegsgeschrei. Das Buch Hiob 39,25 als Leitmotiv des Romans verweist nur vage auf den Schlamassel, in den der Ich-Erzähler unvermittelt geraten ist,…

Moskauer Carbonari

  Wer so unverblümt seinem Leser entgegentritt und sein Vorwort benutzt, um ihm ohne Umschweife mitzuteilen, dass er nur einen 23 Jahre umfassenden Zeitraum aus seinem Leben vor ihm ausbreiten möchte, der ist sich seiner Botschaft gewiss. Zumal es sich…

Ein transparent gestalteter Text

  Für die deutsche literarische Öffentlichkeit ist er spätestens seit 2007 der Inbegriff eines irischen Schriftstellers geworden. In diesem Jahr erschien Hugo Hamiltons „Die redselige Insel. Irisches Tagebuch“, eine Huldigung auf Heinrich Bölls „Irisches Tagebuch“ aus dem Jahr 1957. Der…

Sprachinstallation · Revisited

Auf dem in einem dunklen Orange-Farbton gehaltenen Umschlag sind die Namen von Stefan Weidner, Barbara Köhler und Oswald Egger in weißen Buchstaben abgedruckt. In welchem Verhältnis stehen sie zur Kunststiftung NRW? In der Vorbemerkung zur Geschichte der 1989 gegründeten Stiftung…

Ursachen und Auswirkungen des Bürgerkriegs

  In ihren epischen Werken bewegen sich Marica Bodrožićs Ich-Erzählerin und deren Protagonisten spätestens seit „Der Windsammler“, 2007 im Luchterhand Verlag erschienen, vorwiegend im kroatisch-bosnisch-serbischen Lebensraum. Es sind sowohl mythische Figuren als auch tief in der dalmatinischen Landschaft verwurzelte reale…

TranssylWAHNien

  Der dritte und letzte Teil der transsylvanischen Trilogie  des aus dem siebenbürgischen Schäßburg stammenden Schriftstellers Dieter Schlesak (Jg. 1934) beginnt mit einer radikalen existentiellen und philosophischen Aussage. „Wegtauchen aus diesem Licht. Die Uhren nicht mehr hören. … Verschwinden. Ein…

Ein vielstimmiger Roman über Primatenforscher

Wir waren allein, jeder für sich, die Geschichte ließ sich nicht teilen. Ich musste nicht mehr in den Krieg ziehen, aber der Krieg hörte nicht auf. Wir saßen in einem Backofen, schlie­fen unruhig. Vor der Haustür brannte ein Feuer, das…

Spielerische lyrische Trakte

  Wer sowohl des Englischen als auch des Deutschen in poetisch ausgefeilten Dimensionen so mächtig ist, dass er gleichsam parallel seine lyrischen Texte präsentiert, der ist sich seines publizistischen Auftrags gewiss. Paul-Henri Campbell, 1982 in Boston (USA) geboren, ist von…

Suche nach der Übereinstimmung von Form und Inhalt

„endlich sprechen wir / fließend / miteinander“ Was der polnische Lyriker Leszek Szaruga beim ersten Treffen niederländischer, deutscher und polnischer Poeten im Jahr 2004 mit seiner zarten ironischen Anspielung auf den „wortfluss / der ungereimtheiten“ in einem Gedicht aufschrieb, war…

Das Gedächtnis der Dinge

  Eine Geschichte der Donauschwäbischen Häuslichkeit, der Arbeit und der Feste, gestaltet mit farbigen Abbildungen von Gegenständen aller Art, eingebettet in literarische und ethnografische Texte von Banater Autorinnen und Autoren, ausgewählt und fotografiert von der Künstlerin und Lyrikerin Ilse Hehn,…

Überprüfung der historischen Fakten

  Der seit 1904 als Korrespondent und Journalist in Paris lebende Hermann Fernau galt als entschiedener Kriegsgegner, der in seinem Tagebuch „Paris 1914“ die militärischen und psychologischen Vorbereitungen auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die ersten Wochen der Kriegshandlungen…

Weltall im Krähwinkel

O Du geliebtes Bayreuth, in das ich wie in einen Himmel fuhr. Wer Jean Paul (1763 – 1825), diesen ketzerisch-romantischen Überflieger für die deutschsprachige literarische Öffentlichkeit im 21. Jahrhundert „verständlich“ machen will, der sollte in der, wie stets im Lilienfeld…

Kurz, Geschichte: eine Kurzgeschichte?

Je mehr Du kürzest, desto häufiger wirst Du gedruckt. Anton Tschechow Wer ein Faible für kurze Liaisonen hat, der ist bei Kurzgeschichten von vornherein gut aufgehoben. Denn kaum bist du als Leser/als Leserin der Erzählfigur begegnet, kaum ist sie in…

Twitteratur von Botho Strauß

  Mit welchen inhaltlich verwandten Thesen beunruhigen Byung-Chul Han, der aus Korea stammende, an der Universität der Künste in Berlin lehrende Kulturphilosoph, und Botho Strauß, das enfant terrible der deutschen Literaturszene, gegenwärtig die Vordenker der bundesdeutschen Nation? Der eine spricht…

Über die stille Wut der Wendegeneration

  Wer in Eisenhüttenstadt an der Oder in der DDR aufgewachsen ist und den politischen Umbruch noch während der Schulzeit erlebt hat, der ist doppelt und dreifach gebeutelt geworden. Für Sabine Rennefanz, die „zu einer Generation gehört, die während der…

Ein in jeglicher Hinsicht bedeutender Schriftsteller

  „Das tapfere Schneiderlein aus Porto Alegre“ – unter dieser Überschrift kommentiert Michael Kegler das Werk des 2011 verstorbene Moacyr Jaime Scliar. Als Sohn jüdischer Einwanderer aus Bessarabien 1937 in der südbrasilianischen Hafenstadt geboren, wuchs er in dem dortigen jüdischen…

maître de plaisir

  Wer die Beschreibung einer gleichsam reflexartigen Alltagsgeste für den Einstieg in eine turbulente Geschichte benutzt, den Leser mit unerwarteten Situationen so in Spannung hält, dass er nicht erwarten kann, wie die verrückte story ausgeht, der ist ein maître de…

Reif für die Ewigkeit

  Der Verfasser zahlreicher Biographien deutscher Philosophen, darunter zuletzt „Schopenhauer oder die Erfindung der Altersweisheit“ (2010), der Autor von Erzählungen und Romanen wie auch Radiobiografien zu Herder, Kant, Schiller und Novalis hat sich in der vorliegenden philosophischen und biographischen Studie…

Der Körper als Wahrzeichen unserer Endlichkeit?

  Wesentliche Phänomene unserer Körperwelt sind seit mehr als dreißig Jahren einem beunruhigenden Wandel ausgesetzt. Gesichtsplantationen, Geschlechtsumwandlungen, Eingriffe in die äußeren Konturen unserer Leiber. sogar das Clonen des Menschen ist möglich geworden – ist der Körper des modernen Menschen, wie…

Zeitgenössische Künstler aus Polen und Russland

  Seit dem Frühjahr 2010 hat der Steidl Verlag eine Reihe zur zeitgenössischen Kunst aufgelegt, die repräsentative Überblicke über nationale Kunstszenen zu Beginn des 21. Jahrhunderts geben soll. Während die ersten drei Dokumentationen (Positionen 1 bis 3) sich mit zeitgenössischer…

Kollegengespräche von Jorge Luis Borges

  Es gibt zahlreiche Interviews mit dem weltberühmten, 1986 verstorbenen argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges, aber nur jene sieben Gespräche, die er mit Ernesto Sábato auf Anregung und unter der Regie des Journalisten und Hispanisten Orlando Barone zwischen Dezember 1974…

Textanalyse für slavistische Seminare

  Er ist seit den neunziger Jahren der „trouble-shooter“ in der russischen Gegenwartsprosa. Seine metaphysischen Attacken auf die sowjetische Geschichte und deren Gestalter erfreuen nicht nur die reformfreudige Intelligenz und die Literaturkritiker der eben entstandenen, oft zensurfreien Zeitschriften. Auch die…

Zwischen exklusiver Liebe und fünfhundert besten Freunden

  Zwischen der „exklusiven Liebe“ aus dem Jahr 2009 (Luchterhand) und den „fünfhundert besten Freunden“ aus dem Jahr 2013 zeichnen sich keinerlei verbindende Erzählweisen im Werk von Joanna Adorján ab. Die hingebensvolle Beschreibung ihrer Großeltern, die sich im Jahre 1991…

Am Rande von Obermundigen

  Anschaulich, rätselhaft, hinterlistig und umtriebig sind die meisten der 43 Erzählungen, die in diesem Band aus Anlass des 70. Geburtstags des renommierten Schweizer Autors vereint sind. Gebündelt in sechs großen Abschnitten, die ebenso eigenartige Überschriften tragen wie die Erzählungen…

Das Verschwiegene

Dein Schwinden selbst aber bleibt Mit diesem posthumen Geleitwort des schwedischen Lyrikers und Erzählers Gunnar Ekelöf (1907-1968) übereignet Linn Ullmann ihren Figuren und deren Wirkung mehrere fragile Eigenschaften. Es ist die Ungewissheit, inmitten diffuser, nicht kontrollierbarer Gedankenströme irgendwie Halt finden…

„Zombies sind keine Menschen.“

  Das Bundesverfassungsgericht ist so etwas wie das Orakel der Demokratie in diesem unserem Lande geworden. Immer wenn Politiker nicht mehr weiter wissen oder einfach nur unfähig sind, Entscheidungen zu treffen, rufen sie Karlsruhe an, damit dort ein Urteil im…

Literatur der Arbeitswelt

  Literarisch-künstlerische Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt der Gegenwart und ihren sozialen Problemen – unter diesem thematischen Schwerpunkt ist die vorliegende Publikation dem 50. Jahrestag der Zusammenkunft einer Gruppe von (Arbeiter-)schriftstellern gewidmet. Sie traf sich auf Initiative von Fritz Hüser, dem…

Zungenschlag

Die rumäniendeutsche Literatur in der Bundesrepublik Deutschland Mehr als zwanzig Jahre nach der letzten Ausreisewelle der deutsch schreibenden und publizierenden Autoren aus Siebenbürgen, dem Banat und Bukarest drängt sich eine Reihe von Fragen auf, die in der Zwischenzeit von der…

Rumäniendeutsche Literatur

  „Der Begriff deutsche Literatur aus Rumänien oder die Wortschöpfung ‚rumäniendeutsche’ Literatur impliziert eine doppelte Zugehörigkeit: einerseits zum deutschen Sprachraum und der deutschen Literatur, und andererseits zu einem geographischen Raum, der die besondere Entwicklung und auch Eigenständigkeit dieser Literatur geprägt…

Die reale Welt der Dörfler im Banat

  Es ist ein raffinierter Erzähler, der mal aus kindlicher Perspektive, mal aus der Sicht eines allwissenden Chronisten berichtet, mal auch in die Rolle eines unzuverlässigen, ja sogar naiven Erzählers schlüpft, wenn er sein Hinterland, die dörfliche Welt des Banat,…

Magische Zeitreise durch das Banat

  Der Prosaautor und Lyriker Johann Lippet (Jahrgang 1951) hat seit seiner Ausreise 1987 aus Rumänien mit einer Reihe von Romanen, Erzählungen und Gedichtbänden wie auch einer „Chronologie einer Bespitzelung durch die Securitate“ der schriftstellerischen und poetischen Aufarbeitung seiner späten…

Der grüne Laubenpieper Ralph gründet
 die Ökozelle Fatagana

  Seit Heinrich Böllerjahn von grünen Aktivisten nach Prüfung möglicher Gewinnbilanzen als Fahnenträger links von Gutmensch-Fonds und mitte links von Hedge-Fonds aufgeboten wurde, gab es im Bremer Westen, links und rechts der Ochtum die Laubenkolonie „Zum blauen Fuchs“, ein Zweig…

Die Laubenpieperin

  Sie trägt die Bürde ihrer Jahre in einer Schürze aus Radieschen: grün ist der Saum, rot-schwarz die Frucht, die ihr der Laubenpieper übern Maschendraht hinweg am späten Abend reicht. Die Wurzeln ranken sich um ihre Hände, die erdig, rauchgeschwängert…

Eigenwillige Verzweigung

  Die seit 1988 in Deutschland lebende iranische Künstlerin und Schriftstellerin wählt in ihrem Gedichtband, der auf dem Cover neun farbige Reproduktionen aus ihrem malerischen Oeuvre zeigt, eine berühmte literarische Figur, die zum Sinnbild kapitalistischer Ausbeutung geworden ist. In der…

„Mein Blut sei der Straße ein Labsal“

  Eine schockierende Inszenierung von Selbsterhöhung, Selbsterniedrigung und Selbstbeweinung nennt Nyota Thun die „Tragödie Wladimir Majakowski“ in ihrer Monographie Ich – so groß und so überflüssig über den Futuristen und Revolutionssänger Majakowski. Mit dem Poem „Ich“ hatte er sich im…

Unlust am Leben, Angst vor’m Tod

Mit „The Walking Dead“ ist das Trash-Genre Zombies seriell geworden. Die Frage ist, kann man daraus gute Literatur machen? Die Antwort lautet ja. Und zwar A.J. Weigoni, der in seinen neuen Erzählungen „Zombies“ zeigt, dass es keinen Virus oder Totenkult braucht, um aus uns allen Zombies zu machen.

Jessica Dahlke

Nachgelassene Gedichte

In welcher Sprache fällt der Regen auf kummergewohnte Städte? Pablo Neruda Das dichterische Werk von Pablo Neruda hat in seiner thematischen und poetischen Vielschichtigkeit, ästhetischen Anziehungskraft und ideologisch-politischen Widersprüchlichkeit weltweit hohe Anerkennung in dutzenden Sprachen gefunden. Im deutschsprachigen Raum hat…

Sekunden der Ohnmacht

  Seit über vierzig Jahren ist das poetische Werk des 1937 im litauischen Klaipeda geborenen Tomas Venclova von den gesellschaftlichen und politischen Verwerfungslinien in Osteuropa geprägt. Dennoch gehören seine Gedichte nach Durs Grünbein „zum Unzeitgemäßesten, was die zeitgenössische europäische Poesie…

Kira Iorgoveanu-Mantsu

  Die DichterInnen der kleinen Völker in Europa sind in vieler Hinsicht benachteiligt. Ihre Stimmen verlieren sich am Rande der poetischen Ströme aus den sprachmächtigen Völkern, ihre Texte führen ein Aschenputtel-Dasein zwischen der aufgeputzten Lyrikbänden der lyrischen Nobelpreisträger und ihre…

Gedenktafeleinweihung

  Die Gedenktafeleinweihung am 24. März 2003 auf dem Hof Hohenbuchen an der Poppenbütteler Hauptstraße 46 in Hamburg fand unter Anwesenheit des polnischen Generalkonsuls Andrzej Kremer, Frau Lüdemann und ihren Familienangehörigen wie auch der Angehörigen des am 13. März 1942…

Wege in eine steinerne Welt

  Der Titel zu den 61 minimalistischen Gedichten entstammt, wie der Autor in einem kurzem Nachwort uns mitteilt, einer Begegnung mit einem Stein, der sich im Hof eines Weihers befand. Auf der Suche nach einer Heimstätte für ihn, die möglicherweise…

Gefährliche Serpentinen

– Rumänische Lyrik der Gegenwart. – Wer sich bisher über die zeitgenössische rumänische Lyrik in Deutschland kundig machen wollte, der musste sich mit einer kärglichen Auslese begnügen. Diese Lücken hat der Lyriker und Prosaiker Dieter Schlesak nun in seiner Funktion…

Laboratorium der Poesie

Das globale Dorf löst nun die Gutenberg-Galaxis ab. Marshall McLuhan Global Village ist eigentlich ein Begriff aus der Medientheorie, den Marshall McLuhan 1962 in seinem Buch The Gutenberg Galaxy prägte und in seinem letzten Buch The Global Village ausformulierte. Er…

Lyrik als Seismograph an der Epochenschwelle

Die Lyra galt im antiken Griechenland als Erfindung des Hermes, der sie seinem Götterbruder Apollon als Entschädigung für seinen Rinderdiebstahl übergab. Im Hellenismus war sie ein Symbol der Dichter und Denker, woraus sich später der Begriff Lyrik entwickelte. Reden wir…